Innenausbau Mehr als optische Verschönerung
Bilder von entstehenden Betonwänden, dem Baukran oder dem Zimmerer auf dem Dach dokumentieren besonders eindrücklich Fortschritte auf einer Baustelle. Oft auf den schlichten Begriff Innenausbau reduziert werden dagegen die unzähligen Arbeiten, die aus dem Rohbau erst ein nutzbares Gebäude entstehen lassen.
Der Innenausbau - welche Gewerke gehören dazu?
Im Vergleich mit dem Rohbau umfasst der Innenausbau die deutlich größere Zahl an Gewerken und - im Hinblick auf die Objektsteuerung - auch zu organisierenden Unternehmen. Allgemein bezeichnet man als Innenausbau alles, was aus dem Rohbau ein fertiges, nutzbares Gebäude macht. Die Abgrenzung ist hierbei eher unscharf, da gewisse Überschneidungen bestehen. Üblich ist jedoch die Trennlinie nach der Erstellung von Wänden, Decken und Dach zu ziehen. Der Innenausbau umfasst also alle Gewerke, die die Gebäudehülle komplettieren, die Haustechnik erstellen und das geplante Bauwerk bis zu seiner Fertigstellung führen.
Die Gebäudehülle - Vorbereitung für den Innenausbau
- Fenster und Glasfassaden
- Außentüren
Haustechnik - damit der Rohbau „funktioniert“
- Heizungsinstallation
- Sanitärinstallation (außer Grundleitungen)
- Elektroinstallation
- Klimatechnik
- EDV und Gebäudeautomatisation
- Sonstige Gebäudetechnik
Treppen - keine Nutzbarkeit ohne vertikale Erschließung
- Innentreppen aus Stahl, Holz etc.
- Beläge für im Rohbau erstellte Betontreppen
Wände und Decken: funktional und ansprechend
- Putz- und Stuckarbeiten
- Malerarbeiten
- Schreinerarbeiten (z. B. Holzdecken)
- Trockenbau
Böden: Technik trifft Optik
Schreinerarbeiten: Ein- und Ausbauten aus Holz
- Innentüren
- Fensterbänke
- Einbauschränke
- Sonstige Einbauen (z. B. Durchreichen, Innenverglasungen etc.)
Baumaterialien - was kommt hier zum Einsatz?
Die Vielfalt in puncto Baumaterialien für den Innenausbau ist riesig. Dennoch beherrschen einige standardmäßig ausgewählte und verwendete Materialien den Markt.
Allgemeine Anforderungen - Innenraum = erhöhte Ansprüche
Unabhängig von der Betrachtung einzelner Baumaterialien und Materialgruppen darf festgestellt werden, dass die Anforderungen an die gesundheitlichen Aspekte des Innenausbaus stetig steigen. Das Ziel ist eine möglichst schadstofffreie Wohnumgebung und damit die Aufrechterhaltung der Gesundheit aller Bewohner bzw. Nutzer eines Gebäudes.
Verbotene Baustoffe - schädlich heißt unzulässig
Bis in die späten 1980er Jahre war Asbest wegen seiner positiven technischen Eigenschaften ein beliebter Baustoff, beispielsweise als Dämmung oder Verkleidung. Seit 1993 darf der Stoff in Deutschland nicht mehr hergestellt und verwendet werden. Heute ist klar belegt, dass zahllose Krebs-/Lungenerkrankungen auf winzige, in die Raumluft abgegebene Asbestfasern zurückzuführen sind.
Grenzwerte: Emissionen limitieren
Um negative Einflüsse auf die Gebäudenutzer zu minimieren, bestehen heute klare Grenzwerte für Emissionen, die von einzelnen Stoffen oder Produkten ausgehen dürfen. Beispielsweise erfolgte vor Kurzem eine weitere Verschärfung der Emissionsgrenzwerte für Formaldehyd. Seit 2020 gilt mit der DIN EN 16516 ein neuer Grenzwert für seine Verwendung in Holzwerkstoffen. Zwar blieb der bisherige Grenzwert von 0,1 ppm für die Emissionsklasse E1 als Zahl bestehen. Durch veränderte Rechen- und Testverfahren wurde die zulässige Ausgasung des Lösemittels aber faktisch gegenüber der Vorgängernorm EN 717-1 halbiert.
Brandschutz: Mindestanforderungen und Einflussmöglichkeiten
Baustoffe dürfen mögliche Brandereignisse in Gebäuden nicht begünstigen. Deshalb legt die Musterbauordnung in §26 fest, dass für Baumaßnahmen verwendete Materialien mindestens normal entflammbar oder sogar schwer entflammbar sein müssen. Leicht entflammbare Stoffe dürfen dagegen nicht verwendet werden. Das sind Materialien, die nach dem Entzünden aktiv weiterbrennen und zur Brandausbreitung beitragen.
Darüber hinaus lassen sich im Ausbau bestimmte Brandschutzanforderungen durch die richtige Auswahl der Bauprodukte erfüllen. Vor allem im Trockenbau können je nach verwendeter Konstruktion Brandwiderstandszeiten von 30, 60 oder sogar 90 Minuten mit geringem Platzbedarf realisiert werden.
Sonstige Eigenschaften
Individuelle Aspekte des fertigen Ausbaus können außerdem Anforderungen an Schall- und Lichtlenkung bzw. -reduktion sein. Schallschluckende Materialien wie Dämmung oder sogenannte Silentboards im Trockenbau können beispielsweise Luft- und Körperschall gut um 10 bis 15 dB senken.
Der Bauablauf - so gelingt der Innenausbau
Allerdings ist es gerade im Innenausbau nicht damit getan, alle erforderlichen Gewerke zu kennen und über die richtigen Materialien Bescheid zu wissen. Eine große Gefahr für Fehler lauert in der Bauablaufplanung, so dass einige grundlegende Zusammenhänge bekannt sein sollten:
Die Technik: Rohinstallation vor Fertigstellung
Technische Gewerke teilen sich normalerweise in mehrere Ausführungsphasen auf. Unmittelbar nach dem Rohbau erfolgt die Rohinstallation mit Leitungen und Hauptkomponenten. Erst nach Herstellung der Oberflächen kann die Endinstallation erfolgen, wie etwa das Aufhängen der Waschbecken oder die Endmontage von Schaltern und Steckdosen.
Unterbau - Technik - Optik
Am Beispiel Trockenbau lässt sich gut nachvollziehen, wie die beteiligten Gewerke richtig ineinandergreifen. Im ersten Schritt wird die Unterkonstruktion der Trockenbauwand oder -decke erstellt. Bei Wänden erfolgt eine einseitige Bekleidung als Basis für die nun folgenden Installationen innerhalb des Bauteils. Liegen alle Leitungen und Rohre, wird der Trockenbau geschlossen, und die Oberflächenbehandlung durch Maler, Gipser etc. kann erfolgen. Erst wenn die technische und optische Oberfläche fertig ist, steht die Endmontage der technischen Komponenten an.
Von schmutzig nach sauber
Welches Gewerk kommt zuerst? Wandputz? Estrich? Deckenbelag? Nicht immer ergibt sich die zwingende Reihenfolge der Arbeiten aus den technischen Erfordernissen. Es empfiehlt sich, die „schmutzigeren“ Arbeiten zuerst ausführen zu lassen und nach und nach immer „sauberer“ zu arbeiten. Werden zunächst die Wände tapeziert und gestrichen, besteht keine Gefahr, den Bodenbelag zu verschmutzen. Dieser beeinträchtigt beim Verlegen dagegen kaum die Wandbeläge und kann deshalb anschließend erfolgen.
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