Konflikte zwischen Chef und Betriebsrat sind nicht verwunderlich, denn beide Parteien vertreten völlig unterschiedliche Interessen. Auf Dauer ist eine erfolgreiche Unternehmensführung für das Management nur möglich, wenn auch die Interessen der Arbeitnehmer gewahrt sind. Hierfür zu sorgen ist Aufgabe eines Betriebsrates.
Führungskräfte vertreten die Anliegen des Unternehmens, während der Betriebsrat dazu dient, Arbeitnehmer zu unterstützen und deren Interessen zu wahren. Da beide Betriebsparteien gegensätzliche Ziele verfolgen, sind Auseinandersetzung und Konflikte zwischen Chef und Betriebsrat zwangsläufig.
Neben der sozialen und juristischen Verantwortung für das Unternehmen sind aber vor allem wirtschaftliche Interessen im Fokus des Arbeitgebers. Gewinnoptimierung und Kostenreduzierung sind daher die wichtigsten Interessen des Managements. Vorrangiges Ziel der Führungsebene ist es also, wirtschaftliche Interessen des Unternehmens zu vertreten.
Der Betriebsrat hingegen steht auf der Seite der Belegschaft und unterstützt Arbeitnehmer in ihren Belangen. Ursprünglich entstand 1920 der Betriebsrat als Gremium zur Einhaltung und Erstellung von Sicherheitsvorrichtungen und Schutzmaßnahmen. Schnell entwickelte er sich zum Fürsprecher der Arbeiter und Angestellten.
In diesen unterschiedlichen Positionen liegt viel Konfliktpotenzial der Betriebsparteien. Außerdem fühlen sich Chef und Betriebsrat verschiedenen Zielen verpflichtet. Interessenskonflikte zwischen Führung und Belegschaft bleiben da nicht aus.
Seit 1974 haben Betriebsräte weitreichende Rechte, aber auch Pflichten. So sind sie für die Einhaltung von Gesetzen und Vereinbarungen mit Arbeitgebern verantwortlich. Die Betriebsräte haben sogar die Pflicht, die Einhaltung zu kontrollieren und bei Verstößen gegen das Unternehmen vorzugehen.
Die Führungsetage hingegen sieht ihre Aufgabe darin, für einen reibungslosen Betriebsablauf zu sorgen, der Stabilität und Gewinnmaximierung zum Ziel hat. Der Betriebsrat wacht darüber, dass die Durchsetzung dieser Ziele nicht auf Kosten der Arbeitnehmer erfolgt. Konflikte zwischen Chef und Betriebsrat sind da nahezu unausweichlich.
Die Kommunikation zwischen den beiden Betriebsparteien ist auch durch einen oftmals sehr unterschiedlichen Background erschwert. Führungskräfte verfügen normalerweise über eine hohe Qualifikation wie ein Studium und langjährige Berufserfahrung. Häufig verfolgen sie mit Ehrgeiz eine konkrete Karrierestrategie, um in die Chefetage zu gelangen.
Bei Betriebsräten haben die Mitglieder nur selten eine akademische Qualifikation wie ein abgeschlossenes Studium. In ihrer Funktion stehen sie für Solidarität unter den Mitarbeitern und vertreten das Gemeinwohl dieser. Persönliche Vorteile sind in der Regel nicht der Beweggrund, dem Betriebsrat beizutreten. Die Mitgliedschaft erschwert sogar oft den Stand beim Arbeitgeber. Unternehmen und Betriebsrat sehen sich eher als Gegner denn als Verbündete.
Aus diesem unterschiedlichen Background ergeben sich oftmals Konflikte zwischen Chef und Betriebsrat, die auf Missverständnissen beruhen. Diese schaukeln sich mitunter bis zu gerichtlichen Auseinandersetzungen hoch.
Sprechen die Parteien keine wirklich gemeinsame Sprache, verstärken sich Konflikte oftmals besonders. Verhärtete Fronten erschweren Lösungen und schaffen nicht selten dauerhaft feindliche Positionen zwischen Betriebsratsmitgliedern und dem Chef. Daher möchte so manche Führungskraft die Bildung eines Betriebsrates lieber verhindern.
Trotz bestehendem Rechtsanspruch (s. Infobox) versuchen manche Unternehmen die Bildung eines Betriebsrates zu unterbinden. Mit diesen Mitteln schüchtern einige Führungskräfte ihre Angestellten ein:
Leider haben Arbeitgeber mit solchen Maßnahmen oft Erfolg. Daher trauen sich Mitarbeiter aus Angst vor Maßnahmen oder gar Jobverlust nicht einen Betriebsrat zu gründen.
Mit ähnlichen Maßnahmen wie zur Verhinderung eines Betriebsrates gehen manche Führungskräfte auch bei Konflikten gegen den Betriebsrat vor. Um solchen Druck auf Mitglieder zu verhindern, genießen diese einen besonderen Kündigungsschutz.
Mitunter verhärten sich die Fronten zwischen Betriebsrat und Unternehmensführung so, dass ein regelrechter Kriegszustand entsteht. Der Arbeitgeber versucht alle Aktivitäten des Betriebsrates zu unterbinden oder setzt beschlossene Maßnahmen nicht mehr um. Dies geschieht in der Regel nicht plötzlich, sondern ist ein schleichender Prozess. Anzeichen zeigen sich zunächst in einer unfreundlichen und selteneren Kommunikation. Der Arbeitgeber hat keine Zeit für Termine mit dem Betriebsrat und nimmt die Belange scheinbar nicht ernst. Mobbing und Druckaufbau auf Betriebsratsmitglieder kommen hinzu. Nicht selten holt sich ein Unternehmen in einer solch verhärteten Situation sogar externe Berater zur Hilfe, um die Tätigkeit des Betriebsrats zu erschweren. Bevor es aber zu einem solchen Betriebsrats-Bashing kommt, gilt es eine solche Eskalation zu verhindern.
Um Konfliktsituationen aufzulösen, ist es notwendig, dass beide Betriebsparteien ihre Haltung überdenken und aufeinander zugehen. Gemeinsamkeiten finden statt Fronten verhärten, heißt die Devise.
Konflikte zwischen Chef und Betriebsrat sorgen dafür, dass ein großer gemeinsamer Nenner oftmals in Vergessenheit gerät. Dieser ist das Wohl des Unternehmens. Ein gut funktionierender Betrieb sichert Gewinne für die Firma und Arbeitsplätze für die Angestellten. Eine konstruktive Zusammenarbeit schafft ein besseres Betriebsklima und das stabilisiert das Unternehmen. Zufriedenheit der Mitarbeiter sorgt für eine erhöhte Produktivität, weniger Krankheitsausfälle und eine geringere Fluktuation wertvoller Fachkräfte.
Deeskalationsstrategien
Bei verhärteten Fronten hilft das Hinzuziehen neutraler dritter Personen oder Institutionen. Hier ist eine Einigungsstelle von Nutzen. Es handelt sich hierbei um eine Schlichtungsstelle, die sich bei Bedarf innerbetrieblich konstituiert. Der Schiedsspruch der Einigungsstelle ersetzt die (gescheitere) Lösung zwischen den beiden Konfliktparteien und ist bindend.
Vorteile des Betriebsrats erkennen
Forderungen des Betriebsrates sind mehr als nur lästige Ansprüche. Sie zeigen Mängel im Unternehmen und Unzufriedenheit der Mitarbeiter auf. Darauf konstruktiv zu reagieren stellt eine große Chance für Arbeitgeber dar. Im Betriebsrat einen echten Ratgeber statt einer feindlichen Partei zu sehen nutzt auch dem Chef. Eine positive Haltung hilft, echte Bedürfnisse der Mitarbeiter und Notwendigkeiten für den Arbeitsablauf zu erkennen.
Gemeinsame Ziele definieren
Es ist sehr wichtig, regelmäßig gemeinsame Ziele wie eine erhöhte Zufriedenheit der Mitarbeiter und ein gutes Arbeitsklima zu definieren. Dies bietet die beste Basis, Konflikte zwischen Chef und Betriebsrat zu minimieren.
Aus gleichen Zielen erwächst Zusammenarbeit statt Kampf. Die Suche nach dem gemeinsamen Nenner ist ungeheuer wichtig. Beide Betriebsparteien tun gut daran, das wichtige Ziel eines funktionierenden Betriebes mit glücklichen Mitarbeitern nicht zu vergessen. Begegnen sich Betriebsrat und Unternehmensführung auf Augenhöhe, stellt dies eine große Chance für den Betrieb dar. Öffnen sich beide für die Belange der jeweils anderen Partei, ist dies der Weg zu einem guten Betriebsklima. Kommunikation statt Konfrontation führt zum Erfolg. Lohn sind ein produktives Unternehmen und ein beliebter Arbeitgeber mit zufriedener Belegschaft.
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